Ich fange gerade richtig an, mich einzuleben. In der Schule mache ich jeden Tag so viel, ich vergesse beim Tagebuchschreiben manchmal die Hälfte :D Und man macht gerade in fast allen Fächern Projekte. In estetisk Kommunikation müssen wir eine Subkultur vorstellen, und zwar mit ästhetischen Ausdrucksformen wie Schauspiel, Musik etc. Wir können mit eigentlich allem arbeiten, mit Kostümen, Filmen, Musik,... das macht so viel Spass! Aber auch in Filmproduktion sind wir jetzt an sowas dran. Wir sollen einen Kurzfilm von maximal 5 Minuten drehen, in dem sich 2 Personen treffen wollen, aber nicht können, weil ganz viele ungeschickte Dinge passieren, Beispiel auf dem Aufgabenblatt: Sie werden von einem wahnsinnigen Lehrer aufgehalten :D Und am Ende treffen sie sich, und es soll entweder mit einem Mord, einem Kuss oder irgendwas anderem enden. :D Wir haben in unserer Gruppe schon sehr viel dazu geredet, also es geht irgendwie um geliehenes Geld und (Zitat Filippa):"Someone's going to be killed in the end." :D Fotografie war auch sehr cool diese Woche, wir waren im Fotostudio und haben da Fotos gemacht, eigentlich wollten wir auch ein Gruppenfoto machen, aber jemand hatte das Stativ geschrottet, also ging das nicht :D
Wir haben komischerweise zwei Fächer, in denen wir gerade über Zeitungsartikel reden, und wir sollen jetzt auch einen eigenen schreiben, und der Lehrer meinte, ich soll es auf deutsch machen! Ich war damit im ersten Moment total überfordert :D Aber ich denke, ich kriege das hin, ist ja noch Zeit :) In Englisch haben wir unsere Essays fertig geschrieben, meins hat das Thema "Geschmacksverstärker im Essen" oder so :D Und ich fange an, diese Schule richtig zu lieben, alles ist hier viel entspannter, die Lehrer sind viel cooler und das Essen ist gut, das an meiner deutschen Schule kann man dagegen kaum Essen nennen :D
Die Leute in meiner Klasse sind ziemlich verrückt, wir lachen sehr viel und ich finde immer wen zum reden. In digitale skapande, wo wir gerade Cinemagraphs machen (bestes Thema in dem Fach bis jetzt!), habe ich erzählt, dass es in Deutschland diese Schminkstifte gibt, die man immer bei der WM kaufen kann, so schwarz-rot-gelb und dann hat man ja die Flagge im Gesicht. Mit der schwedischen Flagge ist das aber leicht unpraktisch, also meinte Filippa, wir sollten an die Regierung schreiben, sie sollen die Flagge doch bitte ändern, damit man bei der WM auch so einen tollen Schminkstift benutzen kann :D
Abends waren wir bei der Jugendgruppe von der Kirche, am Anfang war es eher nur ein Vortrag über Jesus und eine anschliessende Gesprächsrunde, wo ich aber nichts gesagt habe. Danach kam dann aber ein Spiel, das mich total fertig gemacht hat: Alle stehen im Kreis, einer fängt an und nimmt einen Fuss(links oder rechts, ist egal) und bewegt ihn zu einem Fuss seines Nachbarn. Der muss dann den Fuss, der berührt wurde, zum Fuss des Nächsten bewegen und so weiter. Irgendwie standen da alle voll locker, nur ich habe einen halben Spagat gemacht, weil der Typ hinter mir meinte, er müsste seinen Fuss immer an meinen rechten Fuss machen, also bin ich damit immer weiter weggerutscht :D Als ich dann versucht habe, aufzustehen, hatte ich voll kein Gleichgewicht :D Das Spiel war aber trotzdem lustig. :D Und ich habe es noch nie in irgendeiner Kirche erlebt, dass man da einfach um Mitternacht laute Musik durch die Kirche schallen lässt und alle dazu rumtanzen. :D
Danach hatten wir eine Andacht, und sie war wirklich sehr schön. Wir haben zusammen gebetet, jemand hat Klavier gespielt und man konnte sitzen und zuhören, eine Kerze anzünden, zu 3 Leuten gehen und mit ihnen reden oder sich segnen lassen. Die Andacht hat mich sehr an eine Andacht erinnert, die ich in Deutschland hatte. Das war alles so schön, die Musik, die Leute, die Kerzen und dass man einfach dahingehen konnte und mit jemandem reden konnte, und ich hatte echt Tränen in den Augen. Es war kein Wasserfall, aber es hat mich schon sehr gerührt, und ich kann das Gefühl nicht beschreiben, es war eine Mischung aus Traurigkeit, aber auch aus Glück, aus dem Glück, da zu sein, Leute um sich rum zu haben und eine wunderbare Zeit zu erleben.
Wenn man alleine in ein unbekanntes Land mit unbekannten Leuten geht, die Sprache nicht so gut kann und sich erstmal zurechtfinden muss, ist das sehr schwer. Aber ich denke mal, dass habe ich schon gut hinbekommen. Man merkt aber auch, wie wichtig die Leute sind. Jede Umarmung, die ich hier bekomme, ist wie ein riesiges Geschenk, es tut einfach so gut, jemanden zu drücken, wenn man 1000 Kilometer von zuhause weg ist.